Auf eigenes Risiko? Warum Sicherheit eine persönliche Entscheidung ist

Fehler passieren nun mal und Irren ist menschlich – oder? Mitnichten. Denn häufig sind Fehler die Folge unserer eigenen Entscheidung, die Regeln zu brechen – besonders im Bereich der Arbeitssicherheit. Wir erhöhen unser Risiko beispielsweise, wenn wir bei der persönlichen Schutzausrüstung (PSA) nachlässig sind. Dieser Artikel erklärt, in welchen Fällen wir Fehler bewusst in Kauf nehmen, wie ein nachlässiger Umgang mit der persönlichen Schutzausrüstung entsteht, und wie Sie dieses Problem lösen können.

Wann uns Fehler „passieren“: Entscheidung oder unbeabsichtigt?

Mann in kariertem Hemd fährt Auto und schaut auf die Armaturen anstatt sich auf die Straße zu konzentrieren
Ablenkungen beim Fahren sind nur ein Symptom. Finden Sie in unserem Sicherheitsleitfaden heraus, wie Sie Ihre Konzentration steigern und Unaufmerksamkeit – im Straßenverkehr und überall sonst – vermeiden können.
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(Bild: © Tomasz Zajda | stock.adobe.com)

Die meisten unserer Fehler passieren, weil wir unter Zeitdruck stehen, frustriert oder müde sind. Wir sind mit dem Kopf oder mit den Augen nicht bei der Sache und übersehen etwas. Doch dies ist nicht die einzige Fehlerursache: Denn sehr häufig sind gefährliche Situationen die Folge unserer eigenen bewussten Entscheidung, mit der wir unser eigenes Risiko sprunghaft ansteigen lassen. Allerdings neigen wir auch eher zu solchen „fatalen Entscheidungen“, wenn wir uns in einem der oben genannten Zustände befinden.

Knackpunkt PSA: Persönliche Schutzausrüstung auf eigenes Risiko

Besonders schwerwiegend ist die Situation dann, wenn es sich um Fehler handelt, die eine Gefahr für Leib und Leben darstellen. Kommt es zu Verletzungen oder Unfällen – am Arbeitsplatz wie außerhalb – sind diese in 95 Prozent der Fälle durch die Betroffenen selbst verursacht. Diese Gefährdung der persönlichen Sicherheit ist umso größer, wenn es um Fehler im Umgang mit der PSA (persönliche Schutzausrüstung) geht. Denn diese kann die Folgen von Fehlern zumindest eindämmen.

Das Tragen der PSA gehört zu fest etablierten Ansätzen, die ein sicheres Arbeiten gewährleisten und Arbeitsprozesse absichern sollen, indem sie Gefährdungen allgemein reduzieren. Verhaltensbasierte Sicherheit (BBS) ergänzt diese an sich sicheren Arbeitsbedingungen. Gleichzeitig nimmt das eigenverantwortliche Arbeiten – und damit die Verantwortung für die persönliche Sicherheit – in den Unternehmen kontinuierlich zu. Hier liegt eine Krux aus der Sicht der Arbeitssicherheit: Trotz all der Maßnahmen passieren Arbeitsunfälle weiterhin – und zwar aufgrund von menschlichem Versagen.

Wer trägt die Verantwortung für sicheres Arbeiten?

Deswegen ist gerade beim Stichwort Eigenverantwortlichkeit maßgeblich entscheidend, dass im Unternehmen auch die (sicherheits-)kulturellen Voraussetzungen vorhanden sind:

  • Mitarbeiter brauchen das notwendige Wissen, um sich sicher verhalten zu können.
  • Dazu gehört auch das Verständnis dafür, wie menschliche Faktoren die Sicherheit beeinflussen können – egal ob infolge von Entscheidungen oder weil Fehler unbeabsichtigt passieren.
  • Neben diesem Wissen sollten Vorgesetzte ihren Mitarbeitern die notwendige Verantwortung übertragen, statt auf Kontrolle und Überwachung zu setzen – dies führt auch zu einer positiveren Einstellung gegenüber Sicherheitsthemen.

In Bezug auf die PSA bedeutet das, dass es den Mitarbeitern obliegt, diese

  • tatsächlich zu verwenden
  • vor jeder Nutzung einer Sicht- und Funktionsprüfung durchzuführen
  • auf etwaige Mängel zu prüfen und diese gegebenenfalls unverzüglich beim jeweiligen Sicherheitsverantwortlichen zu melden.
Unbenutzte persönliche Schutzausrüstung mit Schutzhelm, Gehörschutz, Arbeitshandschuhen, Atemschutz und Sicherheitsbrille
Die persönliche Schutzausrüstung (PSA) gehört zu den Grundlagen der Arbeitssicherheit. Dennoch hat nahezu jeder Sicherheitsverantwortliche mindestens einmal mitbekommen, wie jemand die PSA-Vorschriften nicht eingehalten hat. Für diese Herausforderungen haben wir einen Leitfaden zusammengestellt: Mit Zahlen, Fakten und hilfreichen Tipps, mit denen Sie die Lücken schließen können:
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(Bild: © Wisut | stock.adobe.com)

Diese Maßnahmen sind nach dem Arbeitsschutzgesetz (ArbSchG) Pflicht. Was an sich schlüssig klingt, ist in der gelebten Praxis jedoch nicht so einfach. Denn oft

  • sind wir in großer Eile und verwenden nur Teile der persönlichen Schutzausrüstung
  • lassen wir bei regelmäßiger Benutzung der PSA die Kontrolle immer wieder ausfallen
  • haben wir im entscheidenden Moment keinen Ersatz zur Verfügung – und entscheiden deshalb, die mangelhafte PSA zu nutzen.

Dies sind nur drei Beispiele, die unser persönliches Sicherheitsrisiko am Arbeitsplatz unnötig erhöhen. Bei einem genaueren Blick wird klar, dass dies nicht einfach unbeabsichtigte Fehler sind, die uns passieren, weil es etwa schnell gehen muss. Es sind bewusste Entscheidungen gegen die Sicherheit – auch wenn wir solche Entscheidungen eher treffen, wenn wir in Hektik, müde oder frustriert sind.

Sicherheitsverantwortliche: Eine eigene Perspektive auf Risiko und Mitarbeiter

Interessanterweise sprechen die Berufsgenossenschaften wie die BG ETEM den Arbeitgebern und Sicherheitsverantwortlichen größere Verantwortung zu als das oben genannte Arbeitsschutzgesetz. Hier gehen die Anforderungen über das Zur-Verfügung-Stellen von sicheren Werkzeugen, Hilfsmitteln und passender persönlicher Schutzausrüstung hinaus. Wie die BG ETEM entsprechend zusammenfasst, müssen Vorgesetzte bei ihren Mitarbeitern beispielsweise mit

  • Ermüdungserscheinungen
  • Gedankenlosigkeiten
  • Bequemlichkeit
  • einer gewissen Risikobereitschaft

rechnen. Das heißt, dass Mitarbeiter sich sozusagen bewusst dagegen entscheiden, die Sicherheitsregeln einzuhalten und dass Arbeitgeber und Sicherheitsverantwortliche eigentlich damit rechnen müssen. Es bleibt die Frage: Was können Unternehmen gegen dieses menschliche Fehlverhalten tun? Denn gegen dieses absichtlich falsche Verhalten sind punktuelle Kontrollen wie auch verhaltensbasierte Ansätze der Arbeitssicherheit oft wirkungslos: Bei einer Kontrolle wird leicht alles strikt nach Vorschrift umgesetzt. Das spiegelt allerdings nicht die gelebte Sicherheitskultur wider.

Das eigentliche Problem ist die Illusion der Sicherheit, der die Mitarbeiter mit wachsender Berufserfahrung und Übung aufsitzen. Und es sind die Mitarbeiter, die dann eine Entscheidung treffen: Gegen Sicherheitsvorkehrungen und auf eigenes Risiko.

Eine Frage der Sicherheitskultur im Unternehmen

Geschäftsmenschen bei einer Business-Veranstaltung mit Vortrag
Der Faktor Mensch: Menschliches Versagen und Fehlverhalten bei der Arbeit stellen ein Risiko für die Arbeitssicherheit dar. Wenn Sie mehr dazu erfahren möchten, laden wir Sie zu unseren kostenfreien Workshops ein:
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(Bild: © Aleksandr Matveev | stock.adobe.com)

Diesen Umstand fassen wir zusammen unter dem Begriff Der Faktor Mensch. Wir alle kennen das: Auch wenn wir eigentlich wissen, dass dieser eine Handgriff ganz schnell geht, aber theoretisch zusätzliche Schutzvorkehrungen erfordert, wollen wir diesen Zusatzaufwand häufig nicht auf uns nehmen – „es geht doch auch so“. Das allerdings macht die Entscheidung gegen die Sicherheit – also die Missachtung eigentlich vorgeschriebener Sicherheitsmaßnahmen – nicht weniger falsch.

Auch eine einmalige Ausnahme von der Regel ist ein Regelbruch, wenn es beispielsweise um den falschen Einsatz der persönlichen Schutzausrüstung geht. Deshalb sind Sicherheitsverantwortliche dazu angehalten, in so einem Fall einzugreifen und das Sicherheitsverhalten der Mitarbeiter zu korrigieren. Hier ergeben sich allerdings drei große Schwierigkeiten:

  • Der Anschein von Kontrolle und Überwachung führt bei Mitarbeitern zu Frust und Ablehnung von Sicherheitsvorschriften.
  • Ein Hierarchiegefälle entsteht, was eine offene Kommunikationskultur unmöglich macht.
  • Sicherheitsverantwortliche können nicht überall sein: Unbeobachtete Momente sind dann die Gelegenheit, genau entgegen der Anweisungen zu handeln.

Das bedeutet jedoch nicht, dass es nicht möglich wäre, dieses menschliche Fehlverhalten zu vermeiden – ganz im Gegenteil.

Bewusstseinsbasierte Sicherheit greift in Echtzeit

Genau an diesem Punkt setzt SafeStart an: Unser Sicherheitstrainingsprogramm ergänzt die Leerstellen in jedem bereits bestehenden Sicherheitsmanagementsystem. Dazu wird jeder einzelne Mitarbeiter darin trainiert,

  • die Warnsignale richtig zu deuten
  • die Techniken zur Vermeidung von Fehlern und unnötigen Risiken anzuwenden
  • das persönliche Risiko in Echtzeit zu minimieren
  • einen Beitrag zu einer positiven Sicherheitskultur zu leisten.

Wenn Sie oder Ihre Mitarbeiter Entscheidungen treffen – also für oder gegen zusätzliche Schutzvorkehrungen – denken Sie in der Regel nicht darüber nach, welche Tragweite diese Entscheidung wirklich hat. Sie verhalten sich unbewusst falsch. Das Bewusstwerden der Verhaltensweisen und Muster erst ermöglicht sicheres Verhalten in Echtzeit, bis es in Fleisch und Blut übergegangen ist.

Um mehr zu erfahren, nehmen Sie gern Kontakt zu uns auf, nehmen an unseren Veranstaltungen teil oder vereinbaren Sie eine kostenfreie Online-Präsentation, zu der Sie sich hier bequem anmelden können:

Für Ihre Fragen stehen wir gern zur Verfügung. Wir freuen uns auf Sie!

 

(Coverbild: © dizfoto1973 | stock.adobe.com)