Warum offensichtliche Verletzungsquellen nicht die gefährlichsten sind

Welches sind die gefährlichsten Berufe? Wenn Sie gerade an Sprengmeister, Fensterputzer oder ähnliche Tätigkeiten gedacht haben, wird Sie dieser Beitrag vielleicht überraschen. Denn aus Sicht der objektiven Risikobewertung sind die gefährlichsten Tätigkeiten nicht die, auf die wir intuitiv tippen würden. Finden Sie in diesem Beitrag heraus, ob Ihre bisherige persönliche Risikobewertung mit objektiven Kriterien übereinstimmt!

Schätzen Sie Gefahren realistisch ein?

Wie stark bei der Risikobewertung Wahrnehmung und tatsächliches Gefährdungspotenzial auseinander gehen, zeigt eine einfache Übung. Beantworten Sie dazu nacheinander die folgenden drei Fragen:

  1. Was ist das Gefährlichste, was Sie je gemacht haben?
  2. Was war die schlimmste Verletzung, die Sie jemals hatten?
  3. Haben Sie sich Ihre schlimmste Verletzung bei der gefährlichsten Aktivität zugezogen?

Vermutlich ist Ihre Antwort auf Frage 3 ein klares „Nein“. Nach unserer Erfahrung ist die schlimmste Verletzung im Leben einer Person in den seltensten Fällen das Ergebnis der gefährlichsten Tätigkeit. Plakativ gesprochen: Auch Fallschirmspringer brechen sich das Bein, wenn sie im Bad ausrutschen. Offensichtliche Gefahren und bewusst eingegangene Risiken sind also nicht grundsätzlich für die meisten oder schwerwiegendsten Verletzungen verantwortlich.

Offensichtliche Gefahren: Berufsfelder in der Gefahrenzone

Mitarbeiter bei Arbeiten in großer Höhe auf Stahlkonstruktion
Dieser Leitfaden gibt Ihnen an die Hand, was Sie und Ihr Team brauchen, um Unfälle bei Arbeiten in großer Höhe zu vermeiden – ob bei der Arbeit oder zu Hause:
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(Bild: © Phoompiphat | stock.adobe.com)

Diese Beobachtung gilt nicht nur für den privaten Bereich, sondern auch für verschiedene Berufe. So kann sich unsere persönliche Risikowahrnehmung von objektiven Kriterien enorm unterscheiden, wie auch interessante „Bestenlisten“ zeigen. Aus Versicherungsperspektive gehören beispielsweise Gerüstbauer, Dachdecker, Piloten und Hochseefischer zu den gefährlichsten Berufen überhaupt. Die Gefahren liegen diesen Fällen auf der Hand, da sich diese Tätigkeiten ständig in der „Gefahrenzone“ abspielen. Sie führen beispielsweise Arbeiten in großer Höhe aus oder sind den Naturgewalten ausgesetzt. Unfälle sind zwar nicht unbedingt häufiger als bei anderen Tätigkeiten. Wenn jedoch etwas passiert, dann ist der Ausgang sehr wahrscheinlich folgenschwer oder sogar tödlich.

Wenn ein Hochseefischer, ein Gerüstbauer oder eine Zirkusartistin sich am Arbeitsplatz befinden und ihre Tätigkeit ausüben, dann bedeutet das schon an sich ein Risiko und wird auch als solches wahrgenommen. Das erhöht die Aufmerksamkeit und die Konzentration. Denn jeder Fehler kann tödlich sein.

Vermeintlich ungefährliche Tätigkeiten werden durch Unachtsamkeit zum Risiko

Wer jedoch würde es als Sicherheits- oder Gesundheitsrisiko ansehen, seiner Tätigkeit im Büro, im Labor oder in einer Zahnarztpraxis nachzugehen? De facto herrschen jedoch bei augenscheinlich ungefährlichen Tätigkeiten, wie in der Kleintier- und Zahnmedizin, in der Anästhesie oder Podologie, auffallend hohe Gesundheitsrisiken.

Der Grund dafür liegt im Umgang mit Gefahrenstoffen. Auch hier kann ein emotionaler oder physischer Zustand wie Müdigkeit, Frustration, Hektik oder Selbstüberschätzung einen kritischen Fehler auslösen, der langfristige Konsequenzen nach sich ziehen kann. Diese stellen sich jedoch oft erst mittel- bis langfristig ein und sind nicht so drastisch wie etwa ein Todesfall oder eine Lähmung. Daher wird hier das Risiko als geringer eingeschätzt – die Aufmerksamkeit sinkt und es passieren häufiger Unfälle oder Beinaheunfälle als in den oben genannten Fällen.

Aber auch bei vermeintlich ungefährlichen Tätigkeiten gilt: Jeder Tritt und jeder Handgriff muss sitzen. Selbst kleine Unachtsamkeiten bergen enorme Gesundheits- und Unfallrisiken.

Verletzungen effektiv vermeiden

Es geht also darum, die kritischen Fehler zu vermeiden, die Unfälle verursachen: Sicherheitstrainings müssen darauf abzielen, dass Menschen rechtzeitig erkennen, wenn sie in hektisch, müde oder frustriert sind und sich dann richtig verhalten. So werden Arbeitsunfälle und arbeitsbedingte Verletzungen vermieden, bevor sie passieren können. Genau das ist der Punkt, an dem das SafeStart-Sicherheitsprogramm ansetzt. Dabei lernen Ihre Mitarbeiter unter anderem, wie sie dazu beitragen können, die Verletzungszahlen in Ihrem Unternehmen nachhaltig zu reduzieren. Weitere Informationen finden Sie beispielsweise unter Implementierung von SafeStart und in unserer Broschüre.

 

(Coverbild: © Kadmy | stock.adobe.com)