Die Bildung von Routinen entlastet uns im Alltag. Allerdings schleifen sich nicht nur „gute“ Gewohnheiten ein – wie zum Beispiel vor dem Zu-Bett-Gehen die Zähne zu putzen. Sondern leider gewöhnen wir uns auch das Rauchen an oder gewöhnen uns an Gefahrensituationen, wenn wir ihnen tagtäglich ausgesetzt sind. Das Problem daran: Die Macht der Gewohnheit verleitet uns dazu, ein bestehendes Sicherheitsrisiko zu unterschätzen – insbesondere die geringen Risiken werden vernachlässigt. Gerade dies sind jedoch die Situationen, in denen Fehler öfter passieren, die wiederum Verletzungen und Unfälle nach sich ziehen. Was können wir gegen diesen Mechanismus tun – oder ihn sogar dazu nutzen, uns sicherer zu verhalten?
Warum klassische Ansätze der Arbeitssicherheit nicht ausreichen
Gerade in Europa bewegen wir uns heute auf einem sehr hohen Standard der Arbeitssicherheit. Zahlreiche Vorschriften und Hilfsmittel, zum Beispiel die persönliche Schutzausrüstung oder Abschalteinrichtungen bei Maschinen dienen unserer persönlichen Sicherheit am Arbeitsplatz. Darüber hinaus helfen verhaltensbasierte Ansätze dabei, die Sicherheit zu erhöhen und arbeitsbedingte Verletzungen und Unfälle zu reduzieren. Dennoch sind wir noch lange nicht sicher genug – schließlich passieren immer noch zahlreiche folgenschwere Unfälle am Arbeitsplatz.
Reflexe schützen nur, wenn wir aufmerksam bleiben
Der Großteil der Unfälle ist auf unsere eigenen Fehler zurückzuführen. Doch auch wenn wir Fehler machen, schützen uns in den meisten Fällen immer noch unsere Reflexe vor Schlimmerem:
- Wir springen schnell beiseite, wenn wir zu eng um die Ecke biegen und sich ein rückwärtsfahrender Gabelstapler nähert, dessen Fahrer uns möglicherweise nicht sieht.
- Wir bremsen ab und reißen das Lenkrad herum, wenn unser Fahrzeug aufgrund überhöhter Geschwindigkeit ins Schleudern gerät.
- Wir fangen uns automatisch ab, wenn wir stolpern.
Unsere Reflexe können uns aber nur schützen, wenn wir die Gefahr auch wahrnehmen: Nur wenn wir den sich nähernden Gabelstapler sehen, haben wir die Chance, ihm auszuweichen. Die Voraussetzung dafür, dass unsere Reflexe uns schützen können ist deshalb, dass wir die Augen bei der Sache haben und Blick- und Bewegungsrichtung übereinstimmen.
Verzerrte Risikowahrnehmung
Die schlechte Nachricht: Wenn wir uns in einem gewohnten Umfeld bewegen, dann sinkt unsere Aufmerksamkeit. Mit zunehmender Routine steigt also auch die Gefahr, dass wir die Augen oder auch den Kopf nicht bei der Sache haben – oder beides. Aber nur weil wir uns an eine Tätigkeit gewöhnt haben, heißt das nicht, dass das Risiko dabei sinkt – oder nicht mehr vorhanden ist. Zwar ist es richtig, dass wir immer besser und geübter werden, je öfter wir eine Tätigkeit ausführen. Gleichzeitig verlassen wir uns aber mit zunehmender Dauer immer stärker auf den routinierten Ablauf. Implizit setzt sich in unserem Gehirn die Erfahrung fest, dass bisher ja noch nie etwas passiert ist – damit reduziert sich unsere Aufmerksamkeit und Selbstüberschätzung tritt ein.
Neue Routinen etablieren
Neurologen haben in zahlreichen Forschungsprojekten und Beobachtungen herausgefunden, dass es deutlich einfacher ist, eine alte Gewohnheit durch eine neue Gewohnheit zu ersetzen, als einfach die Alte „abzugewöhnen“. Hier setzt SafeStart an: Wir unterstützen unsere Kunden dabei, dass die Routine nicht zur Gefahr wird. Stattdessen lernen sie, in Echtzeit richtig zu reagieren und so kritische Fehler zu vermeiden. So wird es zur Routine, immer die Schutzkleidung anzulegen, bevor man mit gefährlichen Chemikalien umgeht oder aufs Gerüst steigt. Es wird zur Routine, das eigene Verhalten zu überdenken, wenn man merkt, dass man sorglos mit gefährlichen Situationen umgeht oder in Hektik verfällt. Denn Routinen entlasten – so kann auch sicheres Verhalten zur Routine werden.
Lesen Sie dazu auch Teil Zwei, was das in der konkreten Anwendung im Alltag bedeutet: „Gefahr der Gewohnheit: Warum uns Erfahrung nicht sicherer macht“!
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